Kaiserslautern

Kaiserslautern

Donnerstag, 13. November 2014

Turbulente Wachablösung beim Gipfelsturm auf dem Betzenberg

1. FC Kaiserslautern - FC Bayern München

1991 





















Turbulente Wachablösung beim Gipfelsturm des FCK 

FC Bayern München konnte seinen „Thronverlust" nicht verkraften 

FRANKFURT (mno). Zwei außer Rand und Band: Turbulent wie in dem gleichnamigen Film des schlagkräftigen Leinwand-Duos Bud Spencer und Terence Hill ging es beim Gipfeltreffen der Fußball-Bundesliga auf dem Betzenberg zu. Als „Prügelknaben" fühlten (aber nur sie) sich die Stars des FC Bayern München, nachdem der 1. FC Kaiserslautern den bisherigen Tabellenführer durch einen 2:1-Sieg an der Spitze abgelöst und in der Pfalz (und weiterer Umgebung) für Jubelstürme gesorgt hatte.

Ganz frei nach den Rundumschlägen der beiden Kino-Helden traten im Abspann des 90-Minuten-Krimis Jupp Heynckes und Uli Hoeneß als Hauptdarsteller auf und hauten den „bösen Buben", Schiedsrichter Karl-Josef Assenmacher, in die Pfanne. Der Trainer und der Manager teilten gleichförmig aus: „Wir haben mit zehn Mann gegen zwölf gespielt." Der umstrittene Platzverweis für Manfred Bender und weitere angebliche Fehlentscheidungen wurden dem FIFA-Referee angekreidet.

Der 1. FC Kaiserslautern fühlte sich freilich nicht getroffen von den Bayern-„Hieben". Auch daß Stefan Effenberg erklärte, der FCK werde nie Deutscher Meister, ließ die „Roten Teufel" kalt. Ein wenig „abgekühlt", im ZDF-„Sportstudio", befand dann auch Bayern-Libero Stefan Reuter, daß nicht der Schiedsrichter allein für den Verlust von Rang eins verantwortlich gewesen sei. Vor allem steckte den Münchnern noch der große Kampf am vergangenen Mittwoch in Porto in den Knochen. Und mit dem Los, daß die Fußball-Gemeinde von Flensburg bis Berchtesgaden internationale Erfolge des Deutschen Rekordmeisters bejubelt, diese Begeisterung aber bei einem Münchner Fehlschlag auf Bundesliga-Ebene bei vielen Fans wieder in Schadenfreude umschlägt, müssen die Bayern stets leben. Präsident Prof. Fritz Scherer sah daher in der Schelte keinesfalls eine billige Entschuldigung: „Wir können sehr wohl verlieren, aber wir können auch gewinnen."

Daran, daß dies bei der Saisonabrechnung erneut gelingen wird, glauben die Münchner trotz des Rückschlages fest. Allemal positiv für die Spannung vor den zwölf noch ausstehenden Spieltagen ist aber auch, daß der SV Werder Bremen trotz des mageren 1:1 gegen Eintracht Frankfurt bei lediglich einem Zähler Rückstand auf Kaiserslautern und Punktgleichheit mit dem FC Bayern weiter um den Titel mitspielt. Eine hervorragende Ausgangs-Basis für eine spannende Bundesliga-Rückrunde.





















KAISERSLAUTERN. Präsident Norbert Thines wurde von einem überglücklichen Anhänger umarmt, Trainer Karl-Heinz Feldkamp reckte triumphierend eine Faust in die Höhe, und die Profis des 1. FC Kaiserslautern drehten nach dem 2:1-Sieg gegen den Deutschen Meister FC Bayern München (wie „Sonntag aktuell" bereits berichtete) eine Ehrenrunde. Doch nachdem die Freude über den unerwarteten Erfolg verklungen war, herrschte auf dem Betzenberg eine Gelassenheit vor, die ganz bewußt zur Schau gestellt wurde. Der kleine Hintergedanke wohl: Der Uberraschungs-Spitzenreiter will sich in seiner Position nicht sonnen, vielmehr leise freuen. Und auf weitere Überraschungen warten.






























































Der Funke, Fouls und Folgen 

Kurz vor Halbzeit ging Schlagerspiel fast aus den Fugen

KAISERSLAUTERN. Drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff stand die Bundesliga-Begegnung zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem FC Bayern München auf der Kippe. Gerade waren der kleine Münchner Schwabl und der kräftige Lauterer Kuntz zusammengeprallt, gerade hatte sich der FCK-Kapitän aufgerappelt und dem am Boden liegenden Leichtgewicht in den Rücken getreten (Kuntz: „Ich habe mich ungeschickt verhalten, aber es war keine Ab-sicht"), da stürzten auch schon empörte „Bayern" zum Tatort wenige Meter vor der Nordtribüne. Der Masseur ging Kuntz an, Kohler wurde von hinten an den Haaren gezogen, und Trainer Jupp Heynckes erwehrte sich der handfesten Attacke eines Ordners mit einem „wegschieben" („Ich wurde von ihm tätlich angegriffen"). Die Verantwortlichen des 1. FCK reagierten übrigens nach diesem Zwischenfall schnell und verbannten den Ordner, der Ordnung mit den Fäusten schaffen wollte, aus dem Bannbereich des Spielfeldes.

Diese Szene war allerdings typisch für eine Begegnung, die von der ganzen Konstellation her ohnehin von Emotionen aufgeladen war. Sicher, Schiedsrichter Assenmacher hatte nicht seinen besten Tag erwischt, doch wie schwierig „Gerangel" von Fouls bei Zweikämpfen (auch ohne Ball) für einen Unparteiischen noch zu unterscheiden sind, dafür lieferte diese Begegnung haufenweise Lehrbeispiele. In der ersten Halbzeit verliefen nur wenige Duelle sauber.

Da wundern sich dann Profis, wenn der Funke, nicht der berühmte spielerische, sondern der „andere", der Gewalt erzeugende, vom Spielfeld auf die Ränge überspringt? Zuschauer reagieren nur noch emotionsgeladen, wenn Trainer (wie Heynckes) sich wenige Meter vor aufgebrachten Fans ins Geschehen einmischen, anstatt beruhigend auf Spieler und Kulisse einzuwirken. Wenn dann noch nach Spielende nachgekartet wird, wenn die „heiße Atmosphäre" auf dem Betzenberg als weiterer Entschuldigungsgrund für die Niederlage herangezogen wird, dann darf sich niemand wundern, wenn die Gereiztheit anhält. Vielleicht sogar bis zum nächsten Spiel.

Heynckes sprach von einem „schieben und drücken" während der gesamten Begegnung. Richtig, nur sie schoben und drückten allesamt. Seine „Bayern" und auch die Lauterer. International gehört, und das sagen die Münchner am liebsten, diese Art des Zweikampfes dazu. In der Bundesliga etwa nicht? Bestimmt nicht. Und eigentlich gehört es sich auch international nicht. Nur praktiziert wird's allemal. Besonders in Spielen, in denen so vieles auf dem Spiel steht wie am Samstag in Kaiserslautern.
Spieler, Vereinsgewaltige und Trainer sollten sich indes gerade in einer Zeit der Zunahme von Gewalttätigkeiten in und um Fußball-Stadien ihrer besonderen Verantwortung bewußt und Vorbilder sein. Damit der Funke nicht vom Platz auf die Ränge springt. Denn dort hat er schon oft genug Unheil angerichtet.

Peter Lenk





 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen