Kaiserslautern

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Samstag, 15. November 2014

Kalli, wie hast du das gemacht?

Kaiserslautern Tabellenführer mit den meisten Toren.

7:3 in Uerdingen mit dem schweren Europacup-Spiel in den Knochen

1990


























Kalli, wie hast du das gemacht? 


Kalli Feldkamp (56) verteilte in dieser Woche nur Körbe. Keine Fernsehauftritte, keine Interviews. Feldkamp: „Vor dem Spiel gegen Leverkusen kann ich keinen Wirbel gebrauchen." Ganz Deutschland spricht über den FCK — der Macher aber schweigt.

Seit Feldkamps Rückkehr nach Kaiserslautern ist die Pfalz wieder wer im Fußball. Nur Bayern holte seit dem 1. März mehr Punkte (30:8) als Kaiserslautern (26:12). Während die Bayern über Europacup-Müdigkeit klagen (Augenthaler: „Nikosia hat ganz schön geschlaucht"), gewinnt der FCK in Uerdingen 7:3. Vizepräsident Geye: „Das Spiel gegen Genua war keine Belastung, sondern Motivation. Da hat sich jeder international profilieren können und neues Selbstvertrauen bekommen."

Feldkamp ist ein Motivation-Künstler. Stefan Kuntz erklärte es im ZDF-„Sport-Studio” so: „Bei einem Fußballer sind 30 Prozent Talent, 30 Prozent Arbeit und 40 Prozent mentale Einstellung." Die 40 Prozent hat Feldkamp bei jedem Lauterer herausgekitzelt.

Was ist das Geheimnis seiner Erfolge? Es ist nicht das Training. Ein Kenner: „Kalli trainiert wie vor 25 Jahren." Es ist nicht die Taktik — Feldkamp läßt noch immer die veraltete Manndeckung spielen. Von wissenschaftlicher Trainingslehre hält Feldkamp wenig. Aber überall hat er Erfolg.

• Kaiserslautern führte er von 1978 bis 1982 vier Jahre in den UEFA-Cup — so gut war der FCK weder vorher noch nachher in der Bundesliga.

• Mit Dortmund stand er auf Platz drei. Als er im April 1983 gefeuert wurde, verspielte der BVB den UEFA-Cup-Platz.

• Bielefeld führte er 1984 auf Platz acht, ein Jahr später stieg Arminia ab.

• Mit Uerdingen wurde er 1985 Pokalsieger, stand im Europacup-Halbfinale.

• Mit Frankfurt wurde er 1988 Pokalsieger.

Das alles kann kein Zufall sein. Auch nicht der Pokalsieg mit Kaiserslautern und Platz eins in der Bundesliga. 20 Tore hat der 1. FCK geschossen, sechs mehr als die Bayern.

Rainer Geye: „Er macht einfach zur richtigen Zeit das Richtige." Kalli Feldkamp - ein Bauchmensch, der intuitiv entscheidet. Richtig entscheidet.  Er hat Foda verkauft (für zwei Millionen Mark nach Leverkusen), Emig, Hoos und Sommer aussortiert. Er hat mit Kadlec und Ernst zwei Spieler verpflichtet, die Führungsqualitäten besitzen. Er nimmt keine Rücksicht auf große Namen. Und er überrascht mit seinen Aufstellungen. In Uerdingen spielte plötzlich der Däne Bjarne Goldbæk, der ein halbes Jahr auf dem Abstellgleis stand. Rainer Geye: „Wer im Training spurt, der wird aufgestellt. Weil das alle wissen, wird sich voll reingekniet."

Selbst die Ausfälle von Labbadia (Virusinfektion), Stumpf (Lungenriß), Ernst (Zerrung) und Roos (Sperre) kann Kaiserslautern auffangen. Dafür sprangen in Uerdingen Hoffmann, Haber und Goldbæk ein. Marco Haber (19) war beim Sieg gegen Sampdoria Genua dabei. Das hat sein Selbstvertrauen gestärkt. „Selbst junge Burschen wie Marco spielen bei uns 120 Prozent", sagt Geye. Der Vizepräsident war es, der Feldkamp aus Ägypten zurück in die Pfalz holte.

Ulrich Kühne-Hellmessen (September 1990)

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